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Wundermittel Rote Beete Saft?

Rote Beete Saft kommt bei Ausdauersportlern immer mehr in Mode. Untersuchungen haben gezeigt, dass Sportler, die täglich einen halben Liter Rote Beete Saft getrunken haben, bei einem Belastungstest auf dem Fahrradergometer 16% länger durchhielten. Man darf daraus allerdings nicht schließen, dass sie ihre Leistung um 16% steigern konnten. Auf die Gesamtstrecke bezogen ergibt sich laut Bericht im deutschen Ärzteblatt ein Vorsprung von 2%. Man muss auch dazu sagen, dass diese Untersuchung an 8 Männern durchgeführt wurde. Somit kann die Sicherheit der Aussage nur als sehr gering eingestuft werden. Das Ergebnis kann auch andere Ursachen haben, wie z.B. den Trainingseffekt durch die Belastungstests vor Einnahme des „Zaubertrunks“. Trotzdem schwören viele Sportler auf dieses „natürliche Doping“ und liefern bei der Dopingkontrolle rot gefärbte Harnproben ab.
Erklärt wird die Leistungssteigerung damit, dass aus Nitrat, welches sich im Rote Beete Saft befindet, auf Umwegen Stickstoffmonoxid gebildet wird. Dieses weitet die Blutgefäße und verbessert den Blutfluss. Nebenbei wird dadurch auch die Durchblutung des Gehirns verbessert, was die Hoffnung weckt in Zukunft Herz-kreislauferkrankungen und Demenz heilen zu können. Außerdem wird spekuliert, dass beim Sport weniger Sauerstoff verbraucht wird.
Rote Beete Saft hat außerdem eine blutdrucksenkende Wirkung und ihm wird ein hoher Gehalt an Eisen und Folsäure nachgesagt. Beide Nährstoffe werden jedoch auch von einigen anderen Gemüsearten in größerer Menge zur Verfügung gestellt.
Nitrat aus Gemüse hat auch weitere nützliche Eigenschaften. Ein Teil des mit der Nahrung aufgenommenen Nitrats wird anschließend über die Speicheldrüsen im Mund wieder ausgeschieden. Je höher der Gehalt des Speichels an Nitrat ist, desto seltener tritt Karies auf. Auch haben Umwandlungsprodukte des Nitrates eine bakterizide Wirkung und können vor Salmonellen, EHEC-Erregern und Akne Bakterien schützen.
Aber Rote Beete Saft hat auch Schattenseiten: er enthält viel Oxalsäure. Diese bindet Kalzium und kann bei regelmäßigem Genuss zur Bildung von Nierensteinen führen. Nitrat selbst, egal aus welcher Herkunft, gilt als Schadstoff, der in krebserregende Nitrosamine umgewandelt werden kann. Daher gibt es für Nitrat weltweit Grenzwerte: In Deutschland hat der Gesetzgeber für Trinkwasser einen Nitratgehalt von maximal 50mg pro Liter festgelegt (in der Schweiz 25mg pro Liter), die WHO empfiehlt für einen 75kg schweren Menschen maximal 274mg Nitrat pro Tag. Zum Vergleich: Der Nitratgehhalt von Roten Beeten schwankt stark, es wurden Werte von 720mg bis 3400mg pro kg gemessen. Ob Nitrat aus Gemüse genauso schädlich ist wie aus Trinkwasser ist umstritten: Gemüse enthält Vitamin C und andere antioxidative Substanzen, die die Bildung von kanzerogenen Nitrosaminen vermindern könnten. Für Sportler bedeutet dies, dass sie nicht wissen, wie viel Nitrat sie mit dem Saft von Roten Beeten tatsächlich aufnehmen und ob es ausreicht, die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Das letzte Wort über Nutzen und Gesundheitsrisiken von Nitrat ist noch nicht gesprochen. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde zog 2008 vorläufig Bilanz: Es sei „unwahrscheinlich, dass Nitrat aus Gemüse zu merklichen Gesundheitsrisiken führe, dagegen überwiegen die nützlichen Effekte.“ Prof. Dr. Dieter Böning von der Charite in Berlin zieht für Sportler die Schlussfolgerung: „Trinken Sie ruhig maßvoll Saft der Roten Beete. Schaden tut es nicht, den Bauern hilft das Geld und Ihnen zumindest der Glaube.“